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#8

R. Schumann

GENOVEVA

Solisten

Wassim W. Ayass, Katharina Laura Kunz, Ullrich Müller,

Inés Rangnitt, Hans-Beatus Straub, Johannes Volk

Chor & Orchester

der Privatoper Berlin #8

Musikalische Leitung

Lars Straehler-Pohl

Inszenierung

Olaf Steinl

Korrepetition

Richard Damas

Studienleitung Bläser

Grace Flindell

Kostüm

Aída Herrera Peña

Licht

Stefanie Breuer, Laurentius Straub

Produktionsleitung

Roland Castringius

Das Verlieben in Schumanns einzige Oper Genoveva fiel 2023 zufällig mit einem Besuch in der Alten Nationalgalerie zusammen. Dort begegnete ich Pauline Hübner. Eine Erscheinung. Vom Raum 15 der 3. Etage nahm sie den gesamten Flur in den Blick. Unaufgeregt, aber intensiv. Ich schaute ein-, zweimal zurück; sie blieb ungerührt, aber verbunden. Verbunden in der Lebendigkeit einer Frau, die 1895 gestorben war und mir an diesem Tag doch lebendiger schien als viele Mitmenschen unserer Zeitgenossenschaft. Die 19-jährige Pauline wird auf dem Portrait von ihrem Mann, Julius Hübner, kurz nach der Heirat dargestellt. Die Schatulle in der Hand zeigt den formal-materialen Rahmen der Hochzeit; die Lilie, die aus der Muschel wächst, verweist auf die intime Körperlichkeit der Hochzeitsnacht. Auf der Rückseite des Protraits notiert der Maler: Carissimam conjugem/aet: 19 ann./depinxit Jul. Hübner/amoris sui monumentum/1829/JH. "Der liebsten Ehefrau/im 19. Lebensjahr/gemalt von Jul. Hübner/als Denkmal seiner Liebe/1829/JH.". Ein Gemälde, das Initimität und Liebe öffneltich macht. Warum ist nun sie das Gesicht der Genoveva der Privatoper geworden? Weil sie liebevoll eine Verbindung zu den Betrachtenden, zum Publikum hält.

Denn trotz aller berauschender Musik ist es für das Publikum eben nicht leicht, die Verbindung zum Genoveva-Stoff mit seiner kreuzzüglerischen Begeisterung und seinem verstörenden Chauvinismus zu halten. Man möchte Genoveva wachrütteln, wenn sie Siegfried vergibt. Wo ist ihre Wut der Ungerechtigkeit gegenüber, falsch verdächtigt worden zu sein? Wo Schock und Entrüstung, dass ihr Mann es als sein Recht ansieht, sie töten zu lassen, wenn sie ihm nicht in seinem Sinne zu gehören scheint?

Vielleicht ist es gerade der Heroismus Genovevas, dass sie verzeiht. Und vielleicht hätten wir sie in einer weiteren Schumann-Oper ohne diesen Siegfried "Bestreut den Weg mit grünen Mai'n" pfeifen gehört. Zu wünschen bleibt Genoveva eine Liebe, wie sie das Ehepaar Hübner zu verbinden schien, das 53 Jahre bis Julius Hübners Tod 1882 verheiratet blieb. Ihre letzte Komposition, den Marsch in Es-Dur zu vier Händen, widmete Clara Schumann dem befreundeten Paar zur Goldenen Hochzeit als weiteres Denkmal dieser Liebe. Dass die Schumanns und Hübners miteinander bekannt und befreundet waren, dass Julius Hübner zeichnerisch die Grundlage für Hugo Bürkners berühmte Genoveva-Radierung geschaffen hat, sind die Art von zufälligen Entdeckungen, mit denen das Eintauchen in eine wenig gespielte Oper unter anderem belohnt. Wir freuen uns, mit der Berliner Aufführung und Verdichtung von Schumanns Genoveva ein lebendiges Denkmal romtaischer Oper in die Stadt zu tragen und gemeinsam mit unserem Publikum in ein unterschätztes Werk einzutauchen.

Lars Straehler-Pohl

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